Am Libori-Dienstag (31.07.2018) begrüßte der Direktor der Landvolkshochschule Hardehausen, Msgr. Uwe Wischkony, die Besucher der traditionellen Landvolk-Kundgebung. Der Schützenhof in Paderborn war bis auf den letzten Platz gefüllt und zahlreiche Ehrengäste aus Kirche, Politik und Verbänden nahmen an der Kundgebung teil.
Der diesjährige Festredner war der CDU-Bundestagsabgeordnete und Stellvertretende Vorsitzende der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Carsten Linnemann. Er referierte in seinem Vortrag „Immer schneller, immer kürzer, immer mehr“ über die zunehmende Beschleunigung der Digitalisierung und die daraus resultierende Unsicherheit in der Gesellschaft. Laut Linnemann hat die Digitalisierung positive aber auch negative Auswirkungen auf unsere Kommunikation – so seien wir heutzutage „in ständiger Alarmbereitschaft“ (88-mal im Durchschnitt schaue der Deutsche täglich auf sein Smartphone), reale Begegnungen würden immer weniger und der Druck auf die Gesellschaft werde immer größer.
Des Weiteren thematisierte Linnemann den Vertrauensverlust der Gesellschaft in Staat und Politik, sodass viele die Frage „Wird es meinen Kindern einmal besser gehen“ nicht mit „Ja“ beantworten könnten. Außerdem betonte Herr Linnemann, dass die Politiker „das ‚Raumschiff‘ in Berlin“ öfters verlassen müssten, denn die Realität spiele sich in den Wahlkreisen ab. Der CDU-Abgeordnete sieht hier die Politik in der Verantwortung und plädiert für eine Verlängerung der Wahlperiode von vier auf fünf Jahre, damit die Politik mehr Zeit hat, ihre Pläne umzusetzen, und eine Begrenzung des Kanzleramtes auf 2 Perioden, für eine nachhaltigere Politik.
Aber auch Wirtschaft und Gesellschaft sah Linnemann in der Pflicht. Ehrenamtliche seien zwingend notwendig in Vereinen und Verbänden, denn dort würden soziale Kompetenzen vermittelt. Aber Linnemann äußerte auch, dass die Gesellschaft egoistischer geworden sei und das ehrenamtliche Engagement abgenommen habe. Aus diesem Grund forderte der Politiker die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs. Laut Linnemann benötigen wir eine DNA, in der verankert ist, dass wir alle gebraucht werden.
Im Anschluss an die Rede von Dr. Linnemann referierte der Erzbischof von Paderborn Hans-Josef Becker, und bezog sich ebenfalls auf die beschleunigte Welt sowie die zunehmenden Sorgen und Zweifel der Gesellschaft: „Komme ich noch mit?“. Auch die Inhalte der Politik sind laut dem Erzbischof stetig im Wandel, aus diesem Grund benötige man „neben einer fundierten Fachkenntnis“ auch „die Orientierung an gemeinsamen Werten“, um gute Entscheidungen zu treffen. Der Erzbischof bezog sich auf die Werte Personalität, Solidarität, Subsidiarität und Nachhaltigkeit und sah die Kirche in der Pflicht, „auf diese Werte hinzuweisen und ihre Umsetzung einzufordern“.
Abschließend beendete Frau Kornelia Wegener von den Landfrauen aus Paderborn mit einer Schlussrede die Veranstaltung und dankte dem Festredner Linnemann für seine sehr selbstkritische Rede. Des Weiteren betonte Frau Wegener, dass neben der Politik auch die Landfrauen Verantwortung übernehmen müssten, um die Lebensqualität im ländlichen Raum beizubehalten und zu verbessern. Der Landfrauenverband feiert zudem dieses Jahr sein 70-jähriges Jubiläum und unterstützt in Form einer Spendenaktion die ländliche Familienberatung in Hardehausen und das Landfrauentelefon. Nähere Informationen hierzu unter: https://www.wllv.de/paderborn/.
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