23.11.2018

Auftakt zum Jahresthema 2019 „licht einfall“

Katholische Akademie Schwerte präsentiert Glaskunst von 62 internationalen Künstlern

Ein Boot mit Flüchtlingen, in ihrer Mitte: ein leuchtender Weihnachtsbaum. Zwei Gesichter im Profil, scheinbar in ein Gespräch vertieft. Eine Anordnung von Glasbausteinen, in denen je nach Blickwinkel das Licht changiert: Diese und 59 weitere Glasmalereischeiben internationaler Künstlerinnen und Künstler sind zurzeit in der Katholischen Akademie Schwerte zu sehen.

Am Sonntag (18.11.2018) wurde die Ausstellung mit dem Titel „Licht der Welt“ in der Akademie feierlich eröffnet. Bis zum 24. Februar nächsten Jahres können Besucher die Glasscheiben unterschiedlicher Technik, Motivwahl und Farbkomposition in den Räumlichkeiten betrachten: Von Fotomontage über Farbreliefs bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei. Nur die Größe ist bei allen die gleiche: 45x45 cm. Die zeitgenössischen Kunstwerke stammen aus der Sammlung Glasmalerei Peters in Paderborn. Die Ausstellung ist unterteilt in die sechs Themenbereiche „Mensch“, „Natur“, „Engel“, „Kosmos“, „Licht“ und „Weihnachten“ und an den Fenstern um den Innenhof herum angeordnet.

Biedere Kirchenkunst? Von wegen!

„Das Material und Medium Glasbild ist in der zeitgenössischen Kunstszene angekommen“, sagte Studienleiterin und Kuratorin der Ausstellung Prof. Dr. Stefanie Lieb in ihrer Eröffnungsrede. Sie verwies dabei auf Glasfenster zeitgenössischer Künstler, wie etwa das von Gerhard Richter im Kölner Dom. „Trotz oder gerade wegen ihrer langen sakralen Tradition sprechen sie die Betrachter auch heute an“, so Lieb. Sie drückten eine Sehnsucht nach dem Besonderen und Geheimnisvollen aus. Die Wirkung des Lichts bringe die Farbe der Bilder zum Leuchten: ein Symbol für das göttliche Licht, das sich schon in der Lichtmetaphysik der Mittelalters und der Gotik finde.

Auch berühmte Künstler der Moderne haben laut Lieb mit dem Material Glas gearbeitet: So benutzte Marcel Duchamp 1915 mit „Das große Glas“ eine Glasscheibe als Leinwand. Yves Klein streute in den 1950er Jahren Pigmente in ultramarinblau und goldfarben in schmale Glaskästen. Man könne bei der Arbeit mit Glasscheiben also nicht von „biederer Kirchenkunst“ sprechen.

Glaskunst verändert sich durch Licht

Es gibt wohl kaum einen passenderen Auftakt zum Jahresthema 2019 der Katholischen Akademie, „licht einfall“, als eine Ausstellung mit dem Medium Glas. Gerade in der dunklen Jahreszeit sei die Besinnung auf die existentielle Bedeutung des Lichts wichtig, sagte Lieb. Ohne Licht gebe es kein Leben, keine Wahrnehmung, weder Farbe noch Form. Darüber hinaus stehe ein „licht einfall“ für eine kreative Idee. Es werde „etwas erhellt, das im Dunklen ist“.

Lieb lud die 35 Besucher der Eröffnungsfeier ein, „genauer hinzugucken“. Die Scheiben zeigten dann Strukturen und Details, die man auf den ersten Blick nicht sofort wahrnehme. Je dunkler es draußen wurde, desto mehr verwandelten sich im Lauf des Spätnachmittags die Glasscheiben. „Das ist das Besondere an Glaskunst“, sagte Besucherin Birgit Feike. „Die Glasscheiben werden plötzlich zu Bildern. Ein gemaltes Bild wird umgekehrt niemals transparent.“

Tipp: Wer die Glasscheiben sehen will, kommt am besten am späten Vormittag oder mittags in die Akademie. Dann ist das Licht am besten.

Die Ausstellung gehört zur seit 1998 laufenden Reihe „Transzendenz im Augenschein“ und wird gefördert von der Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung.

20.11.2018 Claudia Schwarz

Glaskunst in Schwerte
Glaskunst in Schwerte
Glaskunst in Schwerte
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